Alpengold - Folge 160: Hanna Waldeggers stille Hoffnung (German Edition) by Rosi Wallner

Alpengold - Folge 160: Hanna Waldeggers stille Hoffnung (German Edition) by Rosi Wallner

Autor:Rosi Wallner [Wallner, Rosi]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-08-30T04:00:00+00:00


***

Ende Februar, als sich der Vorfrühling schon anzukündigen schien, kam Annemarie Hausner mit zwei alten Koffern an, um in Zukunft die Hauswirtschaft auf dem Waldegger-Hof zu übernehmen. Kajetan war überrascht, als er ihr die Tür öffnete, denn er hatte sich eine ältere, betuliche Frau vorgestellt, die ihre Witwenschaft mit Würde trug.

Annemarie jedoch war eine hochgewachsene Frau Ende dreißig von der Art, die man allgemein als »kernig« bezeichnete. Sie war kräftig, ohne übergewichtig zu sein, und sie hatte klare blaue Augen, denen nichts zu entgehen schien. Das goldbraune Haar trug sie im Nacken zu einem Knoten zusammengesteckt, ihre Kleidung war von bäuerlicher Schlichtheit.

»Da bin ich nun. Es kommt noch eine Kiste nach, ein paar Sachen, die ich in meiner Kammer aufstellen will, damit ich mich bald heimischer fühl. Nur wenn du nichts dagegen hast, Bauer«, sagte sie nach der Begrüßung.

»Ich hab nichts dagegen. Und du kannst mich Kajetan nennen, wir sind ja verwandt«, erwiderte er auf seine schroffe Art.

Annemarie lächelte, als hätte er ihr ein Geschenk gemacht, was ihre Züge noch mehr verschönte. Dann begrüßte sie Hanna, die ihr etwas befangen entgegentrat. Annemarie hatte sofort festgestellt, dass die junge Frau ein Kind erwartete, doch sie verlor kein Wort darüber, wofür Hanna ihr dankbar war.

»Ich zeig dir deine Kammer, Tante«, sagte Hanna, um mehr Freundlichkeit bemüht als ihr Vater, der schon wieder im Begriff stand, das Haus zu verlassen.

»Nenn mich nur net Tante, sonst komm ich mir ja uralt vor! Ich bin die Annemarie für euch«, lachte sie, und Hanna nickte.

Sie gingen hoch in die Kammer im zweiten Stock, die Hanna für Annemarie hergerichtet hatte.

Ihre Augen schweiften über die schlichte, aber wohnliche Einrichtung, und Hanna kam es so vor, als wären Tränen in Annemaries Augen gestiegen. Doch dann fasste sie sich rasch wieder und sagte: »Hier werde ich mich wohlfühlen. Und die schöne Aussicht auf die Berge, das hab ich so vermisst!«

Annemarie trat ans Fenster und sah hinaus. Sie war nach dem frühen Tod ihres Mannes in die Stadt gezogen, weil es dort leichter schien, Arbeit zu bekommen. Doch es verbanden sich keine guten Erinnerungen mit der Fremde, und vor allem hatte Annemarie das Heimweh nach ihrer Bergheimat gequält. Als Kajetan Waldegger, mit dem sie immer noch in lockerer Verbindung stand, ihr anbot, auf seinem Hof als Wirtschafterin zu arbeiten, hatte sie freudig zugegriffen.

Danach zeigte ihr Hanna die Küche, und auch die gefiel ihr, denn obwohl sie ländlich wirkte, waren doch moderne Geräte vorhanden. Die beiden Frauen sprachen sich ab, welche Aufgaben in Zukunft jede übernehmen würde, und Annemarie erklärte sich sofort bereit, die Einkäufe im Dorf zu erledigen.

Hanne verspürte ein großes Gefühl der Erleichterung, denn offensichtlich würde sie mit Annemarie gut ausgekommen. Auf den Berghöfen, wo man im Winter oft lange Zeit von der Außenwelt abgeschnitten war, lebte man so eng beieinander, dass das Dasein zur Qual wurde, wenn Hader und Zank herrschten.

Für Hanna brach nun eine bessere Zeit an. Sie fühlte sich längst nicht mehr so einsam, denn wenn ihr Vater abends bei Gemeindeversammlungen oder am Stammtisch war, saßen Hanna und Annemarie beisammen und unterhielten sich.



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